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Das Schuldgefägnis

Ein Schuldgefängnis war kein herkömmliches Gefängnis im eigentlichen Sinne, in dem Straftäter ihre Haftstrafen verbüßten. Stattdessen wurden Schuldenhafte inhaftiert, bis sie in der Lage waren, ihre Schulden zu begleichen oder eine Vereinbarung zur Rückzahlung zu treffen. Der Grund für die Haft war also nicht ein Verbrechen, sondern ein finanzieller Verzug.

Die Haftbedingungen in den Schuldgefängnissen waren jedoch nicht sehr gut. In den meisten Gefängnissen herrschte Überbelegung. Das führte zu einem Mangel an Räumlichkeiten, Schlafplätzen und letztendlich auch sanitären Einrichtungen. Die Gefangenen wurden in kleinen, überfüllten Zellen untergebracht, ohne genügend Platz zum Schlafen oder sich zu bewegen. Die hygienischen Bedingungen waren miserabel, und die Gefangenen litten unter mangelhafter Ernährung und unzureichender medizinischer Versorgung.

Die Haft im Schuldgefängnis war nicht nur eine Bestrafung für den Schuldner, sondern auch ein Mittel, um Druck auszuüben und die Begleichung der Schulden zu erzwingen. Die Gefangenen waren in der Regel isoliert vom Rest der Gesellschaft, um ihre soziale Stigmatisierung zu verstärken und sie dazu zu bringen, ihre finanziellen Verpflichtungen ernst zu nehmen. Die Bedingungen im Gefängnis sollten Schuldner dazu anregen, alternative Wege zur Rückzahlung ihrer Schulden zu finden und Zahlungsvereinbarungen mit ihren Gläubigern zu treffen.

Die Haft im Schuldgefängnis hatte nicht nur schwerwiegende Konsequenzen für den Schuldner selbst, sondern auch für seine Familie. Die Inhaftierung hatte zur Folge, dass die Schuldner ihre geschäftlichen Kontakte einbüßten und zahlreiche Arbeiter ihre Anstellung verloren.

Bei Adeligen Schuldnern kam noch dazu, dass es nicht mehr möglich war, ihren hohen Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Sie verloren neben Ansehen auch ihre soziale Stellung. Die Inhaftierung wegen Schulden führte jedoch zur schnellen Verschuldung und mangelnder finanzieller Unterstützung für die Familie. Ohne das Einkommen des Schuldners gerieten die Familienangehörigen oft in Armut und Not. Darüber hinaus mussten die Familienmitglieder, insbesondere Ehefrauen und Kinder, oft mit dem Schuldner ins Gefängnis ziehen. Dies geschah aus verschiedenen Gründen. Einerseits war es eine Möglichkeit, die Familie zusammenzuhalten und Unterstützung zu bieten. Andererseits war dies auch eine Form des sozialen Drucks, um den Schuldner zur Zahlung oder zur Lösung der Schuldenprobleme zu bewegen.

Die Umstände im Schuldgefängnis waren für Familien äußerst schwierig. Auch sie mussten mit überfüllten Zellen, schlechten hygienischen Bedingungen und mangelnde Versorgung zurecht kommen. Denn die wenigsten konnten sich für die Familie einen eigenen Raum leisten. So war es auch für die Familienangehörigen beinahe unmöglich Geld zu verdienen, um die Schulden zu begleichen. Diese Situation führte zu einem Teufelskreis der Armut und weiteren Verschuldung. Die Familie konnte die notwendigen Mittel zur Begleich.

Einige der bekanntesten Schuldgefängnisse in London zu dieser Zeit waren das Marshalsea und das Fleet. Das Marshalsea war für Schuldenhafte aus dem Bereich der königlichen Gerichte zuständig, während das Fleet Prison für Schuldenfälle aus dem Bereich der Zivilgerichte zuständig war. Die Situation in diesen Gefängnissen war so prekär, dass sie in der Literatur des 19. Jahrhunderts ihren Niederschlag fanden. Sogar Charles Dickens beschreibt in einem Roman die schrecklichen Bedingungen im Marshalsea.

Schließlich führte die Reformierung des Schuldensystems im 19. Jahrhundert zur Abschaffung der Schuldgefängnisse, und Schulden konnten nicht länger mit Haft bestraft werden. Dies ermöglichte eine gerechtere Behandlung der Schuldner und trug dazu bei, dass Schulden nicht mehr als Verbrechen angesehen wurden.