Lady Louisa Bell wurde als fünftes Kind von Adam Bell, Earl of Easthill und seiner Frau Amanda Bell, Countess of Easthill geboren. Sie war das einzige Kind ihrer Eltern, die das Erwachsenenalter erreichte.
Als klassische Schönheit kann sie nicht beschrieben werden. Ihre Haare waren schlammigbraun, mit 1,55 m war sie äußerst klein. Außerdem lispelte sie auffällig. Das konnten auch die Gouvernante und der Hauslehrer nicht ausmerzen, die ihr Vater einstellte.
Nach dem frühen Tod ihrer Mutter wurde Louisa auf eine Töchternschule geschickt, die sie mit mäßigem Erfolg abschloss. Ihr Kapital für die Zukunft waren ihre makellose Herkunft und eine ansehnliche Mitgift. Mit 19 Jahren wurde sie in die Gesellschaft eingeführt.
Lange interessierte sich kein Mann für sie. Auf öffentlichen Veranstaltungen schwieg Louisa häufig, da sie sich für ihr Lispeln schämte. Ihre Zeit verbrachte sie am liebsten mit Nähen, worin sie sehr geschickt war, oder bei langen Spaziergängen im Garten. Dort lernte sie auch Jack Pole kennen, einen der Gärtner, der ihr sehr zugetan war. Sie knüpften zarte Bande.
In ihrer dritten Saison gelang es ihrem Vater einen Vertrag mit Henry Bastcher, Earl of Clainwood und zukünftigen Marquess of Downhill auszuhandeln, der Louisa heiraten wollte. Louisa absolut eingeschüchtert von dem mächtigen Politiker bekam Panik und schüttete ihr Herz ihrem Vertrauten Jack Pole aus. Dieser bot an, mit ihr durchzubrennen und in Gretna Green zu heiraten. Louisa stimmte dem zu.
So flohen sie in einer Nacht und Nebelaktion und kam als Ehepaar zurück. Louisas Vater, der ihnen noch nachgereist war, war außer sich. Der Earl entließ den Gärtner und verstieß seine Tochter. Louisa und Jack lebten in einfachen Verhältnissen. Jack fand in den herrschaftlichen Herrenhäusern Londons keine Anstellung und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Louisa konnte das Einkommen der Familie aufstocken, indem sie nähte. Ein halbes Jahr nach der Eheschließung wurde Louisa schwanger, doch ein Schicksalsschlag setzte dem Glück ein jähes Ende. Jack erkrankte schwer und starb in dem Armen seiner hochschwangeren Frau.
Louisa trauerte sehr um ihren Mann. Die Unterkunft für sie allein und das Kind zu groß und dazu noch unerschwinglich, zog Louisa in eine kleine Dachkammer nach East End. Die Bettelbriefe an ihrem Vater, er möge sie wenigstens um sein Enkelkind kümmern, blieben unbeantwortet.
Im tiefsten Winter, direkt am Heiligen Abend brachte Louisa eine Tochter zur Welt. Celest Pole war ein gesundes Kind, ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter, die sich nicht mehr vollständig von der Geburt erholte und fortan kränkelte, sodass sie nicht mehr arbeiten konnte. Als sie Obdachos wurde, unternahm Louisa einen letzten Anlauf und klopfte an die Tür ihres Elternhauses. Doch niemand öffnete. In einer kalten Märznacht ließ sie ihre Tochter in eine warme Decke eingehüllt auf den Stufen von Easthill House stehen. Das Personal nahm sie des Kindes an und schließlich hatte auch der Earl erbarmen. Er ließ eine Pflegefamilie auf dem Land suchen und brachte dort seine Enkeltochter unter. Kontakt zu ihr hatte er nie.
Louisa wurde nie wieder gesehen. Man kann davon ausgehen, dass sie in dieser schicksalhaften Märznacht irgendwo in London erfror.