(Eine Cheetah-Manor-Kurzgeschichte)
Sarah war an diesem Morgen spät dran. Jeden Tag traf sich die Familie zum gemeinsamen Frühstück. Bisher war sie noch nie unpünktlich gewesen, heute würde sie sich mit Bravour verspäten.
Darren war früh aufgestanden, aus dem Fenster gesprungen und seine Runde durch die Sümpfe gelaufen. Sie hatte es nur nebenbei mitbekommen, sich umgedreht und weitergeschlafen, bis sich ein großer, warmer Katzenkörper an sie drängte. Er hatte sie so lange geneckt, bis sie endlich wach wurde. Der Gepard hatte menschliche Gestalt angenommen und sie hatten sich geliebt. Zuerst war Darren unter die Dusche gestiegen, hatte sich angezogen und war schon hinuntergegangen. Sarah ließ es ruhiger angehen. Sie duschte ausgiebig und genoss das warme Wasser.
Kurz darauf stand sie vor dem Spiegel und föhnte sich die blonden Haare trocken, während sie sich lächelnd an ihr Liebesspiel erinnerte. Auf einmal beschlich sie ein seltsames Gefühl. Es fühlte sich an, als ob sich ein unsichtbarer Schatten über sie legen würde. Ängstlich sah sie sich um, aber da war nichts. Als sie wieder in den Spiegel blickte, hatte sie plötzlich leuchtende, bernsteinfarbene Augen. Sie blinzelte, doch ihre Augen waren so blau wie immer. Verwirrt wich sie zurück, bis sie die Wand im Rücken spürte und starrte ihr Spiegelbild an. Was war das gewesen? Sie war keine Gestaltwandlerin, so etwas konnte nur vererbt werben. Zwar trug sie den Namen Morgan, aber nur weil sie mit Darren verheiratet war. Nie würde sie sich in einen Gepard verwandeln können und ehrlich gesagt, hatte sie bisher auch nicht das Bedürfnis verspürt, es zu tun. Was also war das eben gewesen?
Hastig zog sie T-Shirt und Jeans an und öffnete ihre Zimmertür, um zum Frühstück hinunterzugehen. Es rauschte in ihren Ohren, so sehr, dass ihr schwindelte und sie sich am Türrahmen festhalten musste. Eine Flut von Geräuschen prasselte auf sie ein. Sie hörte die Stimmen der Hausmädchen, das Klappern des Geschirrs aus der Küche. Etwas wurde über den Boden gezogen, quietschte unangenehm. Es war viel zu laut, schmerzte in ihrem Kopf. Sarah hielt sich die Ohren zu, zog sogleich erschrocken ihre Hände zurück, als sie Fell fühlte. Auf dem Absatz kehrtmachend, stolperte sie zurück in ihr Zimmer. Mit lautem Krachen fiel die Tür hinter ihr zu und für einen Moment hatte sie das Gefühl, ihr Trommelfell würde platzen. Dann senkte sich eine erholsame Ruhe über sie. Alles war still.
Obwohl sie sich vor dem fürchtete, was sie sehen würde, ging sie ins Badezimmer und starrte ihr Spiegelbild an. Eine ganz normale junge Frau sah sie an, wenn auch mit verängstigtem Gesichtsausdruck. Alles war wie immer. Dennoch ließ sie das Gefühl nicht los, als hätte sich etwas Schweres auf sie gelegt.
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