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Interview mit Patricia Jankowski über E-Bookpiraterie

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Immer wieder bieten Autoren legal ihre Werke als reduzierten oder kostenlosen Download an. Rechtlich ist das völlig in Ordnung. Doch leider gibt es diverse Seiten, die kostenlose E-Books als sogenannte Raubkopie anbieten, obwohl das E-Book im Handel kostenpflichtig angeboten wird. Das nennt man E-Bookpiraterie.

Das Thema wird gerne ignoriert, obwohl sowohl Verlage als auch Autoren betroffen sind. Warum das so ist und um etwas Licht in das Dunkel zu bringen, freu ich mich sehr, dass ich die Autorin Patricia Jankowski für ein Interview gewinnen konnte, die bereit ist, uns ein paar Hintergründe aufzuzeigen. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie im Februar 2012 beim fwz-Verlag. Inzwischen ist sie mit ihrer Seelenchronik – Trilogie um Corbin Kavanagh als Selbstverlegerin unterwegs.

Warst du selbst schon einmal auf einer dieser Seiten, wo man illegal und kostenlos E-Books downloaden kann (wenn auch nur zu Informationszwecken)? Was war dein Eindruck? Ist die Qualität gut? Wird die Seite professionell betrieben?

Patricia Jankowski: Ich habe mich bei verschiedenen Anbietern umgesehen. Es gibt gut aufgebaute Seiten und solche, die ganz deutlich nur auf Betrug aus sind, und zwar auf Betrug am Konsumenten, nicht nur am Autoren – hier werden keine realen Bücher angeboten, sondern nur teure Mitgliedschaften verkauft.

Hast du dein Buch schon auf einer dieser Seiten gefunden? Wie hast du reagiert?

Patricia Jankowski: Das „alte“ E-Book „Verdammte Seele“ war dort zu finden. Ich habe es dem Verlag gemeldet, aber passiert ist nichts. Die Ansicht der meisten Verlage – ob groß oder klein – geht dahin, dass man den Betreibern durch Nutzung ausländischer Server nicht das Handwerk legen kann. Somit findet quasi eine stille Duldung dessen statt.

Welche Möglichkeiten hat ein Autor dagegen vorzugehen?

Patricia Jankowski: Ein Autor hat gar keine Möglichkeiten. Man müsste den Betreiber der Website verklagen. Da diese in der Regel aber weder einfach zu ermitteln sind und zweitens Server im Ausland nutzen, ist das ein fruchtloses Unterfangen. Selbst große Verlage schrecken davor zurück. Die Anwaltskosten für einen Autor stünden hier in keinem Verhältnis zu irgendeinem Nutzen.

Was ärgert die am meisten daran, dass Bücher geklaut werden?

Patricia Jankowski: Was mich daran am meisten ärgert? Das ist eine gute Frage. Zum einen sicherlich, dass mir dadurch ein finanzieller Verlust entsteht. Geht man einmal davon aus, dass diese Konsumenten in irgendeiner Weise bereit wären, für mein Buch zu bezahlen. Aber eigentlich ärgere ich mich viel mehr darüber, dass die Arbeit, die ein Autor in dieses Buch gesteckt hat, nicht gewürdigt wird. Der Konsument – ich mag ihn hier nicht einmal „Leser“ nennen – ist nicht bereit, auch nur einen geringen Betrag für diese Arbeit zu bezahlen.

Was denkst du, sind die Uraschen, dass Leser sich die Bücher kostenlos herunterladen?

Patricia Jankowski: Die Ursache dafür liegt sicherlich darin, dass wir uns mehr und mehr zu einer „Umsonst“-Gesellschaft entwickeln. Downloads gibt es für nahezu alle Lebensbereiche im Internet, die allermeisten umsonst. Musik holen wir uns umsonst aus dem Netz, Hörbücher, Software, Anleitungen für Handarbeiten, Rezepte … Diese Liste ist beliebig fortzuführen. Ich bin sicherlich auch kein Engel und sehe zu, dass ich Dinge, die ich suche, in aller erster Linie umsonst bekomme. Allerdings auf legalen Seiten! Und ich bin auch durchaus bereit, für Dinge Geld zu bezahlen. Sei es Software für meinen Rechner oder Dinge, die ich einfach haben möchte.
Ich sehe für mich aber hierbei ein generelles Problem der Gesellschaft, das sich von ganz oben bis nach unten durchzieht. Wer für seine eigene Arbeitskraft nicht mehr vernünftig bezahlt wird, ist am Ende sicherlich auch nicht mehr bereit, für „schnöde Unterhaltung“ zu bezahlen.

Viele Indie-Autoren bieten ihre E-Books im Gegensatz zu Verlagen sehr kostengünstig an. Aber selbst diese Preise scheinen für einige Leser noch zu hoch zu sein. Kannst du das nachvollziehen?

Patricia Jankowski: Die Preisgestaltung bei E-Books ist eine sehr schwierige Frage. Die großen Verlage bieten sie in meinen Augen viel zu teuer an: Wenn ich bedenke, dass ich für den neuen Ken Follett knapp 23€ berappen soll, finde ich das sicherlich vollkommen übertrieben. Denn für mich als Leser hat diese elektronische Ausgabe zu dem Preis nur Nachteile: Ich kann das Buch z.B. nicht nach dem Lesen weiterverkaufen. Ich habe nicht einmal die Gelegenheit, das Buch gebraucht zu erwerben.
Viele Indie-Autoren hingegen verschleudern ihre Bücher regelrecht. Wenn ich einen 400 Seiten Roman für 2€ anbiete, frage ich mich als Leser, wo da der Haken ist. Ist das Buch so schlecht, dass es nicht mehr wert ist?
Meine Kollegen sollten sich dabei durchaus nach oben orientieren, wenn das Buch diesen Preis rechtfertigt – sprich, wenn es ein gutes Korrektorat erhalten hat und wenn die Gestaltung richtig erfolgt ist. Dann müssen wir uns einem Vergleich mit Verlagsautoren nicht scheuen.
Die Konsumenten illegaler Websites kann ich hier nirgends unterbringen, denn sie sind keine potenziellen Leser. Ich gehe von der Annahme aus, dass diese Konsumenten die Bücher gar nicht lesen würden, sollten sie nicht umsonst zur Verfügung stehen. Von daher fallen sie bei der Preisgestaltung auch vollkommen raus. Ihnen geht es nicht um den Preis an sich, ihnen ist jeder Preis zu hoch.

Was wolltest du einem Leser, der dein Buch illegal erworben hat, unbedingt noch sagen?

Patricia Jankowski: Was würde ich einem solchen Konsumenten sagen wollen? Wie schon gesagt, ich sehe sie nicht als Leser an.
Ich glaube, ich würde ihn fragen wollen, ob er es gut finden würde, am Ende des Monats von seinem Arbeitgeber ohne „Gehaltsscheck“ nach Hause geschickt zu werden. Ob ihm die Vorstellung gefällt, 180 Stunden im Monat gearbeitet zu haben und dafür nichts zu bekommen?

Vielen Dank, dass du dich den nicht ganz einfachen Fragen gestellt hast.

Vermutlich wird niemand, der als „Konsument“ auf Downloadseiten unterwegs gewesen war, sich hier outen. Aber vielleicht hast du als Leser und Kunde trotzdem eine Meinung dazu. Freue mich sehr, wenn du deine Meinung als Kommentar da lässt. Wie sehen das andere Autoren – egal, ob betroffen oder nicht?

 

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