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Interview mit der Autorin Jana Oltersdorff

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Jana OltersdorffJana Oltersdorff, *1977, aufgewachsen in Wismar an der Ostsee.

Lebt seit 2002 im Rhein-Main-Gebiet, wo auch viele ihrer Geschichten angesiedelt sind. Liest und schreibt bevorzugt in den Suspense-Genres Horror/Mystery/Fantasy. Hat bereits in mehreren Anthologien Kurzgeschichten veröffentlicht. Arbeitet derzeit an ihrem Debütroman, einem Mysterythriller.

MD (Melissa David): Wie bist du zum Schreiben gekommen?

JO (Jana Oltersdorff): Übers Lesen. Damit fing alles an. Als kleines Kind konnte ich es kaum erwarten, endlich lesen zu lernen. Als ich es dann konnte, verschlang ich Buch um Buch. Und irgendwann in der Oberstufe kam mir der Gedanke, dass ich es doch auch selbst einmal versuchen könnte. Zwischen meinen ersten halbherzigen Schreibversuchen und meiner jetzigen, intensiven Schreiberei lagen etliche Jahre.

 

MD: Was war deine erste Veröffentlichung?

JO: Meine erste Veröffentlichung war 2009. Ich las von einem Wettbewerb für Hobbyautoren in der lokalen Presse. Gesucht wurden Fantasy-Kurzgeschichten mit Bezug zum Rhein-main-Gebiet. Zu dem Zeitpunkt hatte ich jahrelang nichts geschrieben, wollte es aber gern wieder. Eine Idee spukte mir auch schon lange im Kopf herum. Ich ergriff also die Gelegenheit und schrieb endlich die Geschichte. Darin ging es um eine junge Frau, die ein leeres Buch findet, das sich plötzlich wie von Geisterhand mit beunruhigenden Botschaften an sie füllt. Ich reichte den Text auf den letzten Drücker ein und vergaß das Ganze wieder. Ein paar Monate später erhielt ich einen Brief, der mir verriet, dass meine Geschichte „Das leere Buch“ es nicht nur in die Anthologie geschafft hatte, sondern dass ich den Wettbewerb sogar gewonnen hatte! Das Buch „Blitztip Phantastisch“ erschien Ende 2009 im Societätsverlag.

 

MD: Wo schreibst du am liebsten?

JO: Ich habe keinen festen Platz. Ich schreibe meistens am PC daheim am Schreibtisch. Ich nutze aber auch gern den Laptop und setze mich in die Küche in Reichweite der Kaffeemaschine oder bei schönem Wetter raus auf die Terrasse. Außerdem liegt mein iPad immer griffbereit in meiner Nähe, damit ich dort spontane Ideen notieren oder schnell was recherchieren kann.

 

MD: Bist du jemand, der sich hinsetzt und schreibt, oder jemand, der alles genau durchplant und dann erst zu schreiben beginnt?

JO: Wenn ich eine Idee habe, von der ich denke, dass sie das Potential zu einer Geschichte hat, dann schreibe ich sie möglichst sofort auf. Das ist aber nur die Idee, nicht die komplette Geschichte. Ich schreibe viele Kurzgeschichten, die auf solchen Einfällen basieren. Aber bevor ich richtig schreibe, plane ich tatsächlich relativ viel. Ich brauche den Plot von Anfang bis Ende. Mir genügt nicht zu wissen, wie ich anfange und wie es enden soll. Ich kann erst mit dem Schreiben beginnen, wenn ich auch weiß, was zwischen Anfang und Ende passieren soll.

Bei meinem Debütromanprojekt ufert das noch etwas mehr aus. Da mache ich mir viele Gedanken um die Protagonisten, Antagonisten, ihre Motive, ihre Ziele. Davon geschieht vieles auch erst beim Schreibprozess. Doch bevor ich mir bei der Handlung selbst nicht sicher bin, kann ich nicht schreiben.

 

MD: Wie viel Prozent von der Arbeit an einem Buch nimmt die Überarbeitung ein?

JO: Bisher habe ich ausschließlich Kurzgeschichten geschrieben. Auch bei diesen nimmt die Überarbeitung einen hohen Anteil am Gesamtaufwand ein. Ich würde sagen: Planung/Vorbereitung 30%, Rohfassung 30%, Überarbeitung 40%.

 

MD: In welchem Genre schreibst du?

JO: In den Genres, die ich auch am liebsten lese. Ich liebe Horror, Mystery, Thriller. Alles, was sich unter dem englischen Oberbegriff „Suspense“ zusammenfassen lässt. Ab und zu entsteht auch mal eine Fantasygeschichte oder ein Märchen, aber dabei handelt es sich meist um schaurige Neuinterpretationen bekannter Märchen, die nicht für Kinder geeignet sind.

 

MD: Hast du ein Schreibvorbild?

JO: Ich greife mal gleich nach ganz oben und nenne meinen Lieblingsautoren: Stephen King. Er ist und bleibt für mich der beste, kreativste, vielseitigste Schriftsteller und bedient vor allem meine Lieblingsgenres. Sein Ratgeber „Das Leben und das Schreiben“ war für mich eine Goldgrube an Inspiration.

 

MD: Welche Bücher liest du selbst gerne?

JO: Ich bevorzuge unheimliche Geschichten. Der Gruseleffekt kann ganz subtil sein oder richtig derbe und direkt. Ich liebe Endzeitgeschichten, in denen es der Menschheit so richtig an den Kragen geht. Ich mag Vampirgeschichten, aber nur, wenn die Vampire sich auch wie welche Benehmen. Liebestolle Teenyvampire, die kein Blut sehen können, Menschenmädchen anhimmeln und in der Sonne allenfalls glitzern, gehen gar nicht! Neu entdeckt habe ich Zombieromane. Da gibt es eine erstaunlich große Auswahl, und ich habe schon ein paar richtig gute Bücher aus dem Bereich entdeckt. Was ich auch gern lese, sind Anthologien. Ich finde zum Beispiel, dass einige der besten Werke von Stephen King Kurzgeschichten sind. Aber auch aus dem deutschsprachigen Raum gibt es für meine Vorlieben ganz tolle Autoren und Anthologien. In einigen bin ich ja auch selbst vertreten.

 

MD: Wie sieht dein Schreiballtag aus?

JO: Ach, so einen richtigen Schreiballtag hätte ich gerne! Leider habe ich mein tägliches Leben längst nicht so organisiert, dass ich regelmäßig zum Schreiben komme. Es gibt immer so viel zu tun. Ich habe zwei Kinder, einen Vollzeitjob. Demnächst ziehen wir auch noch um. Viel Zeit bleibt da eigentlich nicht. Die wird überall mal abgeknipst, zum Beispiel setze ich mich spät abends noch mal hin, wenn die Familie schläft.

 

MD: Was war die verrückteste Reaktion, die du auf ein Buch von dir bekommen hast?

JO: Da fällt mir keine ein… Aber immerhin habe ich bisher auch noch keinen Verriss erhalten, sondern meist ziemlich positive, begeisterte Reaktionen. Wenn Kritik kam, dann immer respektvoll und konstruktiv. Das schätze ich sehr.

 

MD: Wie bist du dazu gekommen, zu veröffentlichen?

JO: Nach meiner ersten Anthologie-Veröffentlichung hatte ich Blut geleckt. Ich wollte diesen Erfolg unbedingt wiederholen. Es gab leider eine weitere kreative Pause, bis ich Ende 2011 wieder zum Schreiben kam. Ich habe ganz gezielt für Ausschreibungen geschrieben, die mich thematisch ansprachen, schickte meine Texte ein und erhielt in den meisten Fällen tatsächlich Zusagen. So habe ich mittlerweile schon in fünf Anthologien veröffentlichen können. 2013 werden drei weitere hinzukommen.

Vor kurzem habe ich aber auch den Schritt ins Self-Publishing gewagt. Unter dem Titel „Zwischenstopp – Dunkle Geschichten“ habe ich neun meiner Kurzgeschichten in einem ebook zusammengefasst, das es nun überall online zu kaufen gibt. Es ist ein tolles Gefühl, wenn ich da die neuesten Verkaufszahlen sehe oder Rezensionen von Lesern erhalte.

 

MD: Was sind deine Ziele für das nächste Jahr?

JO: Ganz klar: Ich will meinen Debütroman fertigstellen. Und im November möchte ich wieder am NaNoWriMo teilnehmen. Ich hoffe, bis dahin ein gutes Konzept fertig zu haben, damit ich schreiben kann. Planung und so. Und dann gibt es noch ein, zwei interessante Ausschreibungen, an denen ich vielleicht auch wieder teilnehmen werde – wenn ich es zeitlich einrichten kann und die richtige Idee habe.

 

MD: Gibt es eine Veröffentlichung, die du bereust oder für die du dich schämst?

JO: Nein.

 

MD: Was möchtest du den Leser da draußen noch sagen?

JO: Eine Bitte an alle Leser da draußen: Mir ist bewusst, dass es gerade im Self-Publishing-Sektor ziemlich viele Bücher von niedriger Qualität gibt, hinsichtlich Originalität, Logik und insbesondere Orthographie und Grammatik. Aber es gibt in diesem Sektor auch jede Menge wundervoller Geschichten von richtig guten Leuten zu lesen. Bitte schert also nicht alle „Indie-Autoren“ über einen Kamm. Schaut genauer hin, nehmt Empfehlungen an, blättert in die Leseproben, investiert mal die 2,99€ oder sogar weniger, es lohnt sich! Und gebt uns ruhig auch Feedback, egal ob es aus Lob oder Kritik besteht. Wir schreiben nicht für unser eigenes Wohlbefinden, sondern für euch, die Leser.

 

Ihr wollte mehr über Jana Oltersdorff erfahren? Dann besucht sie auf ihrem Blog, auf Amazon, Bookrix oder Neobooks. Wenn dich ihr aktuelles Buch interessiert, findest du „Zwischenstopp – Dunkle Geschichten“ auf Amazon, Neobooks oder Weltbild.

Vielen Dank für das tolle Interview.

 

 

 

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