Auf meinem Blog ist es derzeit etwas ruhiger, weil sich mein Fokus vorübergehend verschoben hat. Für 2020 ist für Melissa David überhaupt keine Neuerscheinung geplant. Dafür hat Ann Hillmore die ein oder andere Geschichte veröffentlicht.
Nicht veröffentlichen heißt aber nicht, untätig zu sein. Aktuell schreibe ich an nächsten Band von Kruento und da diese Werke immer etwas umfangreicher sind, dauert es seine Zeit.
Heute möchte ich dich mitnehmen, einen kleinen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Planung ist das halbe Leben
Wer mich und meine Beiträge auch auf Facebook verfolgt, weiß, dass ich ein Plotter bin, das heißt, alles sehr genau plane.
Plotter sind die, die im Vorfeld alles genau planen. Dann gibt es noch die anderen, die Bauchschreiber, die einfach drauflosschreiben.
Ich möchte dir erzählen, wie das bei mir mit der Planung funktioniert. Bevor ich eine Geschichte beginne, habe ich ein komplettes Grundgerüst. Ich weiß, wo die Geschichte beginnt, ich weiß, wie sie endet und ich weiß ich wie vom Anfang zum Ende komme. Für die ganz grobe Einteilung nutze ich die Drei-Akt-Struktur. Ganz grob, die Geschichte wird in den Anfang, die Mitte und das Ende geteilt. Jeder Akt wiederum wird noch einmal in drei Blöcke geteilt. Diese Einteilung und die Zuweisung, was in jedem Block passiert steht am Anfang für die komplette Geschichte. Dann konzentriere ich mich jedoch nur auf das erste Drittel. Ich unterteile den Block in der Regel in drei Kapitel. Bei kürzeren Geschichten wie Cheetah Manor ist dann jedes Kapitel eine Szene. Dann bekomme ich aber keine 20 -25 Kapitel hin, sondern locker das doppelte. Würde ich das bei Kruento machen, hätte ich um die 75 -80 Kapitel, was einfach absolut unhandlich ist. Deswegen gibt es nur 20-25 Kapitel, dieses bestehen aber dann aus zwei bis drei Szenen.
Für das erste Drittel arbeite ich – egal in welcher Form – einen Szenenplan aus. Das heißt, ich notiere in ein paar Sätzen, was in dieser Szene geschieht. Dabei geht es nicht darum, Spannung zu erzeugen, sondern es ist eine ganz sachliche und nüchterne Beschreibung. Der Vorteil ist, wenn ich ein neues Kapitel beginne, lese ich mir die kurze Inhaltsangabe durch und weiß dann sofort wieder, was ich mir dabei vorgestellt habe und kann gleich losschreiben. Grundsätzlich bedeutet das allerdings auch, bevor ich auch nur ein Wort geschrieben habe, steht der das erste drittel der Geschichte fest, das zweite und das dritte grob, wobei – wenn auch nicht niedergeschrieben – die Geschichte schon sehr detailliert in meinem Kopf existiert.
Habe ich allerdings das erste Drittel geschrieben, halte ich gerne inne, überprüfe die Ziele der Charaktere, richte die Geschichte danach ganz klar aus und arbeite dann die einzelnen Szenen des zweiten Aktes aus. Das geht dann viel genauer, weil ich bereits das Vorwissen vom ersten Akt habe. Nehmen wir als Beispiel den nächsten Kruento (um etwas Spannung zu erzeugen). Das große Finale findet in New York statt. Mein Protagonist kommt zwar in New York an, das erste Drittel wird aber in Boston erzählt. Erst im Laufe des zweiten Aktes geht er wieder nach New York. Was zwischen der Mitte des Buches um dem Finale passiert, lasse ich jetzt einfach mal aus Spoilergründen aus. Zum großen Finale muss jetzt aber nicht nur der Protagonist nach New York, sondern auch die Bostoner. Ich kann dir sagen, in welchem Kapitel das Finale stattfinden, wie es stattfindet und wie es endet. Allerdings fehlen noch die genauen Hintergründe. Ich weiß, wie mein Protagonist zum Finale kommt, ich weiß auch, welche Antagonisten da sein müssen. Wer noch fehlt, sind die Bostoner. Es könnte Beispiel ein Anruf sein, allerdings ebenso gut eine Einladung. Das werde ich dann entscheiden, wenn ich den zweiten Akt geschrieben habe und ich das letzte Drittel ausarbeite.
Erzählfäden – lose und doch verwoben
Geschichten haben eine wiederkehrende Struktur, vollkommen unabhängig von Genre. Glaubst du mir nicht? Stell dir ein Buch ohne Ende vor. Also so überhaupt kein Ende und es kommt auch nichts mehr. Das würde dich frustrieren, oder? Und nun stelle dir vor, der Autor hat viele Erzählfäden angelegt, verschiedene Geschichten, die ineinandergreifen und am Ende wird eine einfach nicht fertig erzählt. Bei Kruento gibt es Erzählfäden die lose bleiben, aber am Ende der Reihe, muss sich bei allem der Kreis schließen. Kannst du dich noch an Hunt aus Kruento – Der Anführer erinnern? Er ist einfach wieder nach New York verschwunden. Geschichte zu Ende. Glaubst du as wirklich? Dann warte mal ab, was im neuen Kruento passieren wird, denn dort taucht der noch einmal auf. Es gibt weitere lose Fäden, die immer weiter erzählt werden. So die Geschichte der Alten Welt und die Inimicus. Auch, wie der Bostoner Clan sich verändert. Dann gibt es Geschichten, die aufeinander aufbauen. Stell dir vor, Darius und Sam hätten sich nie getroffen. Ohne Sam wäre Arnika in Kruento – Der Diplomat nicht aufgetaucht. Ohne Sam, die Darius erdet, hätte Kruento – Der Aufräumer nicht erzählt werden können. Rastus spielt in am Anfang eine eher untergeordnete Rolle. Er ist nettes Beiwerk für Darius. Doch er wird als Stütze für den Clan immer wichtiger und ohne ihn, hätte ich Kruento – Der Krieger nicht schreiben können. An dieser Stelle höre ich auf, denn ich möchte niemanden spoilern.
Das Buch wäre aber total unbefriedigend gewesen, wenn Sam und Darius nicht zusammengefunden hätte. Das ist einer der losen Fäden, die zu Ende erzählt werden müssen. Ebenso Arnikas Beziehung zu ihren Eltern.
Spannungsbogen
Ebenso wichtig wie die einzelnen Erzählfäden ist der Spannungsbogen. Hast du schon mal ein Buch gelesen, bei dem du das Gefühl hast, es passiert nichts? So rein gar nichts. Der Drang weiterzulesen hat gefehlt. Meist stimmen die Spannungsbögen in solchen Büchern nicht.
Spannung kann auch sein, dass Darius weiß, dass er ein Vampir ist, Sam aber nicht. Der erste Schock ist, sie erfährt, was er ist. Das ist ordentlich Spannung. Danach muss sie etwas abflachen. Sie verarbeitet das Erlebte, ganz für sich in Ruhe, auf dem Friedhof am Grab ihrer Mutter, bevor ein Anruf den nächsten Spannungsbogen ankündigt. Würde man eins an andere hängen, hättest du als Lesern nicht nur das Gefühl, von einem zum anderen zu hechten, es wäre auch etwas unrealistisch für die Protagonisten. Auch sie brauchen Verschnaufpausen.
Seit
2011 weiß ich, wie Kruento 7 enden wird. Seitdem arbeite ich auf das
große Finale hin. Personen, die im letzten Kruento-Buch wichtig
werden, sind längst in die Geschichte eingewebt. Das wäre mir nicht
möglich, wenn ich jedes einzelne Buch für sich betrachte und
einfach so drauflos schreibe.
Vorteile für mich
Den Vorteil sehe ich darin, dass ich nie in die Verlegenheit komme, planlos vor einer leeren Seite zu sitzen und nicht zu wissen, was als Nächstes passiert. Ich verrenne mich auch nicht in der Geschichte und brauche am Ende ein Wunder, um an mein Ziel zu kommen.
Außerdem spare ich mir am Ende bei der Überarbeitung eine ganze Menge Zeit, weil ich viel weniger Ungereimtheiten ausbügeln muss.
Ob ich das Gefühl habe damit nicht meine eigene Kreativität zu blockieren? Nein, überhaupt nicht. Ich fange erst an, eine Geschichte zu schreiben, wenn sie in meinem Kopf schon längst existiert. Bis ich die ersten Notizen zu Papier bringe, habe ich die Geschichte schon etliche Male in meinem Kopf durchgespielt. Die Geschichte bleibt so lange im Kopf, bis ich sie niederschreibe. Was auf Papier gebannt ist, ist fest, das ändert sich in meinen Gedanken auch nicht mehr. Bis dahin ist aber noch viel offen. Ich kann viele verschiedene Szenarien durchspielen und mich am Ende für die beste Version entscheiden.
Und ich muss mich nicht ärgern, dass mir für das nächste Buch ein Protagonist oder Antagonist fehlt, den ich noch schnell einführen muss.
Ich bin Plotter. Dazu stehe ich. Es funktioniert für mich. Nur weil es für mich funktioniert, muss das nicht für dich funktionieren. Jeder Autor muss da selbst seinen Weg finden. Ein richtig und falsch gibt es nicht, nur ein anders.
Für dich als Leser wünsche ich mir, dass der Blick hinter die Kulissen interessant war. Hinterlasse mir gerne einen Kommentar, wie informativ/langweilig du den Beitrag fandest.
Hallo Melissa,
ich bin von Deiner Herangehensweise fasziniert – aus meiner Sicht sind die Kruento-Bände deshalb so schlüssig. Ich freue mich auf die nächsten Bände.
Ich habe auch die in diesem Jahr erschienenen Liebesgeschichten gelesen. Sie sind aber nicht so mein Ding. Ich habe es lieber etwas komplexer mit Fantasie.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch ein paar schöne freie Tage.
Hallo Carola,
herzlichen Dank für deinen Kommentar und das Lob zu Kruento.
HSL ist eben nicht Fantasy und wie du es so schön auf den Punkt gebracht hast, nicht so komplex.
Liebe Grüße,
Melissa